08.07.2020, 16:13
Kontaktdaten
Ich: „Hallo.“
Sie: „Hallo.“
Ich: „Wie viel kostet es?“
Sie: „Das kommt darauf an, was du willst.“
Ich denke: Darauf wäre ich nie gekommen.
Ich: „Blasen und Ficken.“
Sie: „Dreißig Euro.“
Ich musterte sie. Sie hatte glatte schwarze schulterlange Haare und große braune Augen. Ihr Alter schätze ich auf Mitte dreißig. Sie war schlank und hatte eine gute Figur. Normalerweise spricht mich der asiatische Typ (die Augenlider waren leicht schlitzförmig) durchaus an, aber irgendwie sprang der Funke nicht über. Insbesondere hatte sie ihre Lippen auf eine merkwürdige Art betont. Den Übergang von den Schleimhäuten zur Gesichtshaut hatte sie mit einem schwarzen Stift nachgezogen, auf die Lippen selber aber fast nicht oder nur ganz wenig einen dunkelroten Lippenstift aufgetragen.
Ich: „Vielen Dank!“
Sie schaute überrascht. Sie konnte wohl nicht fassen, dass ich bei dem Preis und ihrem Aussehen ablehnen würde.
Auf meiner dritten Runde über die Kurfürstenstraße stand jetzt das Polizeiauto in Fahrtrichtung rechts zwischen den beiden U-Bahn Zu- und Abgängen. Sie nahmen sich gerade ein paar SDL auf der linken Seite vor. Ich fuhr weiter und bog wieder rechts auf die Genthiner Straße ein. Das Polizeiauto dort war jetzt verschwunden und es standen nur noch zwei Damen des horizontalen Gewerbes an besagter Stelle. Bei der Ersten hielt ich an und senkte das Fenster.
Ich: „Hallo.“
Sie: „Hallo.“
Ich: „Wie viel kostet es?“
Sie: „Was willst du?“
Ich: „Wie wäre es mit Blasen?“
Sie: „Zwanzig Euro.“
Ich musterte sie. Sie war ein Mensch und immerhin kein Mann. Weibliche Reize konnte ich allerdings auch kaum ausmachen. Vom Aussehen stammte sie vermutlich aus Südosteuropa. Sie war leicht moppelig, das Übergewicht jedoch an den falschen Stellen. Irgendwie sprang schon wieder der Funke nicht über und irgendwie war mir die Sache auch zu heiß. Ich hatte schließlich gerade zwei Polizeiautos gesehen. Deshalb bedankte ich mich, sie verstand, schloss das Fenster und wollte weiterfahren.
Kaum befand ich mich wieder auf der Genthiner Straße, tauchte das Polizeiauto hinter mir auf. Sie machten ihr Blaulicht an und signalisierten mir mit „Stop! Polizei!“, dass ich anhalten sollte. Ich fuhr wieder rechts ran, steuerte einen Parkplatz kurz vor der Biotoilette an, kam zum Stehen, stellte den Motor ab und senkte das Fenster. Ein Polizist kam von hinten links auf mein Auto zu und eine Polizistin schlich sich von hinten rechts an.
„Guten Abend! Mein Name ist Berckhusen* von der Berliner Polizei“, sagte der Polizist laut und mit erregter Stimme. Wow, der ist ja so korrekt und stellt sich sogar mit Namen vor, dachte ich und „Guten Abend“ erwiderte ich.
„Wie sie sicher wissen, ist Prostitution zu Coronazeiten verboten! Ich habe gesehen, wie sie zweimal hier Damen angesprochen haben. Außerdem habe ich gesehen, wie sie dreimal den Straßenstrich hoch- und runtergefahren sind. (Sinnloses) Hin- und Herfahren stellt eine Ordnungswidrigkeit dar.“ Seine Stimme beruhigte sich ein wenig. „Ja“, sagte ich. Dann ging es laut und deutlich weiter mit: „Ich verwarne sie mündlich! Außerdem erteile ich ihnen einen Platzverweis für die Kurfürstenstraße, die Bülowstraße und die Frobenstraße! Ich will sie hier nie wieder sehen!“ Seine Kollegin und er drehten sich um, stiegen in ihr Polizeiauto und brausten davon.
Ich parkte rückwärts aus, fuhr die Genthiner Straße entlang, rechts auf die Lützowstraße, links auf die Potsdamer Straße und verließ Berlin.
* Name geändert