@ Earl,
Du fragst: „Bei Merkel fallen mir die bombastischen Umfragewerte auf.
Wenn ich aber die Leute höre mag man sie ganz und gar nicht.“
Der meisten Deutschen finden auch den Atomausstieg gut. Wollen aber keine Windräder oder Hochspannungsleitung in Ihrer Nähe. Oder haben massenweise stromfressende Glühlampen gehortet. Die meisten Deutschen finden auch den Klimawandel nicht so gut. Haben aber trotzdem wieder ein Auto bestellt, dass 350 Gramm C02 pro KM produziert.
Deutschland geht es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern vergleichsweise gut. Wobei es hier einigen immer besser geht, während andere kämpfen müssen, um über die Runden zu kommen. Wir hatten mal eine soziale Marktwirtschaft, mit der wir gar nicht so schlecht gefahren sind.
Die Union und vor allem die FDP stehen ja mehr auf der Seite derjenigen, die sich weniger um Ihre Existenz sorgen müssen. Genial, wie man es trotzdem immer wieder - vor allem durch die Mithilfe der Springer-Presse - schafft, von Leuten gewählt zu werden, deren Interessen man eher nicht so auf dem Schirm hat. Aber man lässt dann mal eben verkünden, dass man die kleinen und mittleren Einkommen entlasten möchte. Das aber genau das Gegenteil passiert, merken die wenigsten, weil es Sie letztlich überhaupt nicht interessiert. Der typische BILD Leser ist meist wenig politisch interessiert. Eine Wahlbeteiligung von unter 60 % sagt einiges aus.
Merkel wird in Deutschland als unser Retter vor den Euro-Pleitegeiern wahrgenommen. Obwohl die für Sie typische Verzögerungstaktik (so hatte aber der Finanzadel genug Zeit, zu reagieren) das ganze für uns verteuert hat. Wenn aber in der BILD steht, wie Sie es den Griechen, den Spaniern und den Italienern mal wieder gezeigt hat, steht Sie beim Wahlvolk wieder prima da. Das die Opposition (bis auf die Linken) den Euro-Rettungsplänen zustimmt, macht es für Sie noch etwas komfortabler. Übrigens wird da nicht der Euro gerettet...
Angie tut niemanden weh, denn Sie macht ja eigentlich nichts. Gut, man beschließt ein Steuergeschenk an diejenigen, die im Wahlkampf gespendet haben. Oder man beschließt gegen den Willen der Mehrheit den Ausstieg aus dem Atomausstieg um dann nach Fukushima wieder auszusteigen. Oder man feuert auf Druck der Pharma-Lobby einen unbequemen Leiter der Arzneimittelzulassungsbehörde, in dem man ihm eine Dienstwagenaffäre andichtet. Ich bekomme immer sofort einen 220er Puls, wenn ich mir Politmagazine bei ARD oder ZDF ansehe.
Angie hat gelernt von Helmut Kohl, der ebenfalls 16 Jahre lang alles ausgesessen hat.
Wobei man Ihm immerhin zugute halten muss, das er als "Kanzler der Einheit" der Wiedervereinigung zumindest nicht im Weg gestanden hat. Das Ihm als Verdienst angerechnet wird, was dem Mut der Bürger der DDR und der Grenzöffnung durch Ungarn zu verdanken ist, finde ich sehr traurig.
Bei mir würde er im Knast sitzen. Wegen der CDU Schwarzgeldaffäre und seiner Weigerung, Namen zu nennen. Das gleiche gilt für Herrn Schäuble. Und so jemand ist unser Finanzminister, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen...
Nach 16 Jahren Kohl ist Gerhard Schröder dann für die überfälligen Reformen abgestraft worden. Jeder wusste, dass es so nicht weitergehen kann. Aber sparen sollen doch bitte die anderen. Heute sonnt sich schwarz/gelb im Erfolg dieser Reformen und lässt sich für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands feiern. Mit Erfolg meine ich jetzt, dass Deutschland tatsächlich wettbewerbsfähig ist, die Leute aber kein Geld haben. Die Kaufkraft ist niedriger als vor 10 Jahren. Darunter leidet die Binnennachfrage, deshalb leben wir vom Export.
Traurig, dass die in meinen Augen seit langem unfähigste und korrupteste Regierung im September wieder gewählt werden wird. Die Alternativen begeistern mich allerdings auch nicht. Ich fand die Große Koalition von 2005-2009 nicht so schlecht. Man hat sich zumindest gegenseitig nicht im Weg gestanden.
Mir wäre alles lieber, als eine Fortsetzung der derzeitigen Regierung. Steinbrück ist wohl eher chancenlos. Zum Teil selbst verschuldet.
Allerdings war es auch wirklich professionell, wie Steinbrück ab dem Zeitpunkt, ab dem die Kanzlerkandidatur feststand, demontiert wurde.
Mit der BILD im Rücken ist das aber auch kein Problem.
Genauso wurde von der Bild am Sonntag - ich glaube es war bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 - dem Kandidaten der SPD (Hans-Jochen Vogel) eine Woche vor der Wahl eine Nazi-Vergangenheit angedichtet. Zwar gab es nach der Wahl dann eine Gegendarstellung. Die Wahl war aber gelaufen.
Die Springerpresse war in der Wahl Ihrer Methoden noch nie zimperlich.
Vor ein paar Tagen hat die Union ja mal wieder verlauten lassen, mit welchem Wohltaten wir im Falle eines Wahlsieges rechnen dürfen. Volumen 30 MRD Euro.
Wir müssen bereits jetzt neue Schulden für die Fluthilfe aufnehmen. Wir haben kein Geld um den Rechtsanspruch auf einen KiTa Platz zu erfüllen, usw usf.
Und die Union ist sich nicht zu schade, weiter Dinge zu versprechen, die nicht finanzierbar sind ...