Freitag Durchwachsen

[Sultan]

Sie gefällt mir und ich habe den Eindruck, dass ich ihr sympathisch und nicht ganz egal bin.

Vielen Dank für Eure Rücksicht, Nachsicht und Umsorge. Ich habe den Satz genau so gemeint, wie geschrieben - sagt doch alles: "...und nicht GANZ egal bin."

Natürlich ist Alexandra ein Profi und super aufs Geschäft fixiert. Ich finde das in Ordnung - ich gehe ja in den Club, um anschließend keine Anrufe zu bekommen und mein Leben wie am Tag zuvor weiter zu leben.

Manchmal ist diese Professionalität aber auch der Punkt, an dem Frauen wie Alexandra bei mir aus dem Konzept geraten: Es geht mir selten um den Orgasmus, sondern einfach nur um die gemeinsame Zeit und manchmal auch um Erinnerungen.

Vielleicht kennt jemand von Yasunari Kawabata "Die schlafenden Schönen". Ich finde, das Buch bringt es auf den Punkt. Gabriel Garcia Márques hat dazu gesagt, es sei das einzige Buch, bei dem er neidisch wäre, es nicht selbst geschrieben zu haben und schrieb dann "Erinnerung an meine traurigen Huren".

Es geht immer um den Moment und in diesem Fall auch um Erinnerung, weil Alexandra dieser einen Ex-Freundin wirklich verblüffend ähnlich sah. Das ist fast zwanzig Jahre her und leider ist die Ähnlichkeit zwischen mir heute und dem ich vor zwanzig Jahren alles andere als verblüffend.

Es macht Spaß, die Fassade anzukratzen und herauszufinden, wer dahinter steckt. Alexandra ist eine liebenswerte, schöne Frau. Und als sie spürte, dass es mir ernst ist, wenn ich sage, der Orgasmus sei mir nicht wichtig, sondern nur die Zeit mit ihr, da fühlte ich für einen Moment eine Art von Verletzlichkeit bei ihr und eine kurze ehrliche Berührtheit.

Und jetzt kommt der Lackmustest: Samalia hätte diesen Moment gnadenlos genutzt, um die Zeit zu schneiden und die Sache zügig zu beenden. Alexandra blieb, schaute mir in die Augen und ich spürte, dass ich ihr in diesem Moment nicht GANZ egal bin. Mehr nicht.

Liebe Grüße
Sultan