25 Jahre Rotlicht – ein Rückblick
Nicht nur Tempel und Südsee.
In Land des Vietcong – Kultur und sonstiges.


Schließlich hatte ich dann bei Vietnam Airlines einen Flug von Saigon nach Hue und zurück über Danang nach Saigon gebucht. Die Strecke Hue von Danag mußte ich mit der Eisenbahn über den Wolkenpass am südchinesischen Meer entlang selber noch organisieren. Ich wollte ja was vom Land sehen.
Hue, die alte Kaiserstadt hat stark unter dem Krieg gelitten. Für mich war das der Ausgangspunkt für eine Tour in die ehemalige DMZ. So kam ich an Orte wie Rockpile, Dakrong Brücke oder Khe Sanh.
Tja, und dann die alten Paläste bzw. was davon noch übrig ist.
Der des Kaisers Tu Duc bleibt mir besonders in Erinnerung. Half ich doch dort einer schwer bepackten jungen netten Imbiss-Inhaberin morgens ihre Stühle aufzustellen, weil es sich so anbot.
Wie gerne hätte die sich nach Feierabend dafür mit einem Treffen und zwecks weiterem dafür revanciert. Selten fiel es mir so schwer, ein solches Angebot nicht wahrzunehmen – ich hatte die Fahrt mit der Bahn nach Danang für mittags schon fest gebucht.

Der ganze Tag hatte überhaupt schon was, wie sich noch rausstellte.
Bei der vietnamesischen Staatsbahn gab es feste Regeln. Die Reisenden bekamen schon beim Kauf der Fahrkarte einen festen Platz im Zug, wie sich rausstellte, was ich aber Mangels Kenntnis der Landessprache nicht wissen konnte.
Mit mir hatten sie es wohl unwissentlich besonders gut gemeint. Als ich einstieg, zeigte man mir dann meinen Sitzplatz.
Der war zwar an der linken Seite zum Meer aber trotzdem suboptimal, da nicht am Fenster. Schließlich wollte ich doch unbedingt Fotos machen.
Kurz drauf dann erschien die Person am Fensterplatz – ich hatte für ca. vier Stunden Fahrt durch das Tropenparadies am Meer eine ca. 25-jährige einheimische Alleinreisende neben mir.
Was gibt das denn wohl?
Verständigung – zehn Worte Englisch. Zuerst bat ich sie, die Plätze zu tauschen.
Was sich dann in den nächsten Stunden entwickelte war einfach Klasse. Nach ca. zwei Stunden benahm sie sich wie eine Freundin, kümmerte sich um alles, verhandelte über mich gebeugt und fast auf mir liegend bei Zug-Stops mit den fliegenden Händlern vor den Fenstern und überhaupt –
Diese Zugfahrt werde ich wohl nie vergessen und dann die phantastische Landschaft.
Irgendwie hatte ich noch versucht zu erklären, wo ich hinwollte und wohl auch, dass ich mir schon über einen noch in Deutschland gekauften Reiseführer ein bestimmtes Hotel ausgesucht hatte. Ob da was von verstanden wurde, wusste ich nicht.
In Danang war die Ankunft etwas turbulent. Mit meiner schweren Reisetasche musste ich vor allem für Sicherheit sorgen. Immerhin begleitete ich meine Mitreisende noch zum Taxistand und dann war sie auf einmal weg.
Na ja, erst mal zum vorgesehen Zielort namens „Danag Hotel“. Das Hotel hatte nur für eine Nacht ein Zimmer frei und vermittelte mir im Anschluß das Haiau Hotel am Han Fluss, wohin ich dann am nächsten Tag direkt frühmorgens umzog.
Ansich schade, dachte ich, denn gegenüber des „Danang“ hatte ich den „Bamboo Coffeeshop“ ausgemacht. Da bin ich dann abends rein. Das war so eine Art Treffpunkt für westliche Ausländer, die in der Stadt irgendwie tätig oder unterwegs waren. Echt aufschlussreich. Ich hatte mich dazwischen gesetzt und was bestellt. Dann kam die Bedienung, sah mich und da wusste ich – verdammt, das ist es schon wieder.
Fließende Übergänge – hat die nun nur einen Job im Service oder geht da noch mehr?
Le Thi Tam verdiente sich neben ihrer Arbeit im Coffeeshop noch gelegentlich etwas als Tourist-Guide dazu und stellte sich auch ansonsten als sehr aufgeschlossen heraus. So jemand brauchte ich ja unbedingt für die folgenden Tage. Dass dies eine Lady war, machte die Sache umso besser. Noch am Abend im Bamboo merkte ich schon – da wird mehr draus. So hatte ich dann für den nächsten Morgen nicht zu früh nach dem Umzug in neue Hotel die Dinge für eine erste Tour mit ihr geregelt.
Alles klar, dachte ich.
Am nächsten Morgen freute ich mich auf die erste Tour von gewechselten Hotel aus – hatte jedoch keine Ahnung, wie das im Detail ablaufen sollte.
In der Lobby merke ich schon – draußen war irgendwas. Vor dem Eingang sah ich sie dann: Le Thi Tam und meine Sitznachbarin von gestern, beide auf Mopeds. Wie hatte letztere nur rausgekriegt, dass ich nun gerade jetzt aus dem dazu noch gewechseltem Hotel kam?
Das hatte für die Leute ringsrum echten Unterhaltungswert - Grinsen und Gelächter. Da stand ich nun mittendrin und musste mir was einfallen lassen.
Mir fiel das Situations-entschärfende Angebot ein, mit beiden die Tour zu machen und auch beide für Mittags schön zum Essen einzuladen. Damit konnte ich ansich nichts falsch machen.
Den entstehenden vietnamesischen Disput der beiden konnte ich natürlich nicht verstehen. Es blieb jedoch zum Glück einigermaßen friedlich.
Meine Nachbarin vom Vortag fuhr schließlich alleine weg, das tat mir echt leid, aber was konnte ich machen?

Le Thi Tams Motorbike war nur von ihr geleast, wie man so sagt. In den nächsten Tagen habe ich auf den Touren in die Umgebung teilweise so lange hinter ihr auf dem Rücksitz gesessen, bis mir alle Knochen weh taten. So viel Kilometer hatte ich noch nie auf einem Zweirad gefahren. Und überhaupt, ich hatte ja ursprünglich einen PKW erwartet.
Egal, die Landschaft war phantastisch, wie auch schon vorher am Meer.
My Son, the Holy Land, der bedeutendste Ort der Cham Kultur aus dem 4-13 Jh.,
der malerische Hafen Hoi An mit seinen noch erhaltenen historischen Gebäuden, die Höhlen mit Tempeln in den Marmor Bergen, alte Pagoden, Museen und zum Relaxen China Beach aus der US-Zeit bei Danang.
Auf skurrile Situationen musste man ständig gefasst sein. Einmal in der Nähe des Airports – von weitem war eine Verkehrskontrolle zu erahnen. Le Thi Tam voll in die Eisen und nach rechts von der Straße durch die Reisfelder. „What happened?” meine Frage.
Sie dann “Äh – no driving license” –
Als wir unser Programm soweit durch hatten und ich am nächsten Tag zum Airport mußte, kam dann das die Dinge toppende Finale.
Sie kannte einen Wasserfall in den Bergen, wo außer uns sonst niemand war.
Die Session im Dschungel unter lauwarmen Wasser war wie im Paradies.

Zum staatlichen Haiau Hotel in Danang gibt es auch noch eine Anekdote.
Das von der prüden kommunistischen Führung des Landes betriebene und straff geführte Haus verfügte über eine Massageabteilung, in der ganz offiziell traditioneller Service günstig angeboten wurde.
Klar, das habe ich natürlich so oft wie möglich gebucht.
Jedoch beim zweiten Mal wurden sie mir schon diskret rübergebracht – die Optionen HJ, BJ oder was sonst noch in internationaler Zeichensprache, verbunden mit der Bitte um ein möglichst geräuscharmes Finale, weil die Wände nur aus Stoffrahmen bestanden.

CJ
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RE: 25 Jahre Rotlicht – ein Rückblick - von California Jam - 21.12.2010, 17:27
RE: 25 Jahre Rotlicht – ein Rückblick - von Kuamo - 03.01.2011, 02:46