26.06.2005, 12:02
(Teil 2)
Aven war nicht die erste Asexuellen-Website. Bereits Ende der 90er Jahre tauchten im Internet Seiten auf, auf denen Menschen über ihre geringe Libido berichteten: Private Homepages oder Vereinsseiten von Gruppen wie den Leather Spinsters (Lederne Jungfern), die sich für ein »asexuelles Leben ohne Schuldgefühle und sozialen Druck« einsetzten. In den Niederlanden gründete die Theater- und Filmstudentin Geraldin van Vilsteren, die als Kabarettistin für Asexualität wirbt, das »Nonlibidoism«-Forum. Yahoo richtete das Diskussionsforum The Haven for the Human Amoeba (Die Zuflucht für die menschliche Amöbe) ein eine Anspielung: Bis dato landeten Surfer nur auf Websites mit Amöben und Pflanzen, wenn sie »asexuell« als Suchwort eingaben. Die Vermehrung von Einzellern das war der einzige Forschungsbereich, der das Wort »Asexualität« verwandte.
Die erste Studie über Asexualität beim Menschen wurde erst Anfang dieses Jahres publiziert. Anthony Bogaert, Psychologe und Sexualitätsforscher von der Brock-Universität im kanadischen St. Catherines, errechnete anhand einer 1994 in England durchgeführten allgemeinen Befragung zu sexuellen Gewohnheiten die ungefähre Verbreitung von Asexualität. Ergebnis: Mehr als ein Prozent der 18 000 Befragten hatten ausgesagt, dass sie sich »noch nie von irgendjemandem sexuell angezogen gefühlt haben«.
»Noch nie«, »nicht« oder »niemals«? Da nach der Aven-Definition jeder asexuell ist, der sich so fühlt, zählt auch dazu, wessen Libido sich nur temporär verabschiedet hat. Nach Alfred Kinsey ist Sexualität nichts Festgelegtes, nichts, was man sein ganzes Leben lang ist, egal, ob man sich nun gerade als hetero-, homo-, bi- oder asexuell definiert. Demnach kann man sich auch eine Zeit lang asexuell fühlen und dann plötzlich doch seine Lust entdecken. Wissenschaftliche Erklärungen, warum das so ist, gibt es kaum. Denn Asexualität wird bisher nicht als sexuelle Orientierung, sondern allein als Begleiterscheinung von körperlichen Leiden wie Diabetes und Durchblutungsstörungen, als Folge von Depressionen, Traumata und Stresserkrankungen gesehen und entsprechend therapiert.
»Asexualität war lange nur ein Stichwort in der Psychologie und der katholischen Religion«, sagt Elizabeth Abbott, Historikerin und Dekanin des Trinity College der Universität Toronto. Auf ihr Buch Die Geschichte des Zölibats hin gestanden ihr zahllose Menschen, ähnlich wie Priester keinen Sex zu haben, nur freiwillig. »Mir haben Ehemänner und Ehefrauen geschrieben, die sich einem so starken Druck durch die extrem sexualisierte
Gesellschaft ausgesetzt fühlten, dass sie sich lieber versteckt haben. Die meisten hatten niemanden, mit dem sie sprechen konnten.«
Das Desinteresse der Wissenschaft liegt an der mangelnden Brisanz des Themas. »Gesellschaftliche Beunruhigung erzeugen doch in erster Linie Probleme, die durch sexuelle Betätigung entstehen wie beispielsweise sexuell übertragbare Krankheiten und Teenagerschwangerschaften«, erklärt John DeLamater, Sexualitätsforscher an der amerikanischen Universität von Wisconsin in Madison. »Und dahin fließen natürlich dann auch die Forschungsgelder.«
Zudem ist Ursachenforschung schwierig. Es mangelt an einem einheitlichen Erklärungsmodell für die Entstehung von Lust, zwischen den Disziplinen wie innerhalb. Klar nachgewiesen wurde in Tierversuchen bisher allein, dass Begehren und sexuelle Erregung unabhängig sind vom Mechanismus des Paarungsaktes. Selbst Ratten mit betäubten Penissen versuchten weiterhin, Weibchen zu begatten. Lust und das Bedürfnis sich fortzupflanzen haben also, wie der Biologe Jean-Didier Vincent in seiner Biologie des Begehrens schreibt, nicht unmittelbar etwas miteinander zu tun. Beides befriedigt unterschiedliche Bedürfnisse, was auch der Wunsch vieler Asexueller nach Kindern unterstreicht.
Fest steht darüber hinaus, dass Lust etwas Unspezifisches ist. Das heißt: Die elektrochemischen Prozesse im Körper sind bei der Lust auf Essen, Trinken und Sex ähnlich. Der entsprechende Schlüsselreiz Hähnchenduft, die Farbe eines Bordeaux, eine nackte Frauenbrust steuert dann, wie diese zunächst unspezifische Lust befriedigt wird. Wie stark dieser Schlüsselreiz sein muss, hängt von der Situation ab, in der sich ein Mensch befindet und vor allem von seinen Gewohnheiten, Erfahrungen, Prägungen. Der eine wird schon vom bloßen Anblick eines blanken Dekolletés erregt, ein anderer muss es zumindest berühren. Den Dritten lässt selbst das kalt.
Warum? Auf diese Fragen haben bislang weniger Biologen als Gesellschaftswissenschaftler geantwortet. Doch bisher sind die meisten ihrer Thesen ziemlich spekulativ, begründen eine geringe Libido einerseits als Folge einer neuen sexuellen Offenheit, andererseits als Ausdruck des Überdrusses einer sexualisierten Gesellschaft. Sexualität habe einen Strukturwandel durchgemacht, schreibt der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch in seinem soeben erschienenen Buch Neosexualitäten. Sie sei heute nicht mehr »die große Metapher des Rausches, der Revolution, des Fortschritts und des Glücks«, sondern habe sich in »viele kleine Sphären, Bereiche, Orientierungen aufgespalten«, die gesellschaftlich akzeptiert und wirtschaftlich ausgeschlachtet würden. Dabei seien Freiräume entstanden, von denen man zu Hans Christian Andersens Zeiten noch nicht einmal hätte träumen können.
Gleichzeitig habe die sexuelle Revolution Ende der 60er Jahre so gründlich enttabuisiert und -mystifiziert, dass heute Beischlafszenen im Kino gezeigt und nackte, an prekären Stellen gepiercte Körper auf der Love Parade präsentiert werden könnten, ohne dass die Zuschauer daran denken würden, übereinander herzufallen.
David Jay und viele seiner Mitstreiter wollen nun auch die Enthaltung vom Tabu befreien, wollen sich die gleiche gesellschaftliche Anerkennung erkämpfen, die Homosexuelle mittlerweile genießen. Die Methoden, denen sich die Asexuellen-Befreier bedienen, gleichen denen der Schwulenbewegung in den 60er und 70er Jahren: Interviews, Pamphlete und stolz zur Schau getragene A-pride- und
A-sexy-Leibchen.
»Das, was früher Institutionen wie Kirchen, Parteien und Vereine an Identitätsstiftung geleistet haben, übernehmen immer mehr private Interessengruppen«, analysiert Sigusch. »Teil einer solchen Gruppe zu sein macht einen für andere Menschen interessant und bringt dadurch eine gewisse narzisstische Befriedigung.«
Asexualität normal zu finden machte dem Frankfurter Professor selbst Schwierigkeiten. »Als ich das erste Mal einen Mann in meiner Sprechstunde hatte, der keine Lust hatte, aber physisch und psychisch befundlos war, war ich erst einmal ratlos«, erzählt Sigusch. »Aber dann hab ich gedacht: Warum soll ich den therapieren? Der hat einfach eine geringe Libido. Psychotherapie läuft doch ohnehin am Ende nur darauf hinaus, einen Zustand akzeptieren zu lernen.«
Katis Freund akzeptierte, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte, verstand, warum sie sich verweigert habe, sagt sie. Getrennt hätten sie sich aus anderen Gründen: zu viele Projekte, auseinander fallende Ziele, Alltagsknatsch. Aber wenn sie noch einmal jemanden für eine Beziehung finden würde, dann würde sie auch gerne Kinder haben. Mit Hilfe künstlicher Befruchtung, sagt sie und hat sich deswegen schon bei einer Frauenärztin erkundigt. Aber die habe gesagt, Kati müsse erst »alle natürlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um schwanger zu werden«. Das sei nicht ganz richtig, sagt hingegen ein Hamburger Gynäkologe: »Generell kann sich jeder für eine In-vitro-Fertilisation entscheiden. Nur verweigert die Krankenkasse in bestimmten Fällen eben die Zahlung.«
Der 33-jährige Mediziner Mauricio aus Brasilien, der in Berlin in einem Forschungsprojekt arbeitet, traf durch Aven zum ersten Mal auf Menschen, die sich ebenso wenig für Sexualität interessieren wie er. »Ich bin froh, hier in Deutschland zu sein. In Brasilien ist es weitaus schwerer, zu sagen, man habe keine Lust. Da herrscht eher noch so das klassische Bild vor vom Mann, der immer bereit ist.«
Zwei feste Freundinnen habe er bis jetzt gehabt, mit ihnen zusammengewohnt und sogar gelegentlich mit ihnen geschlafen. »Aber das hat mir einfach nichts gegeben. Es war wie E-Mails verschicken oder Geschirrspülen also nichts, was mich mit Leidenschaft erfüllt.« Auch Mauricio hat eine Psychotherapie hinter sich. Er hat das Thema »mangelnde Lust« öfters angesprochen. Und war verzweifelt, dass auch die Therapie daran nichts änderte. »Ich dachte, ich sei einfach verkorkst.« Erst durch die Asexuellen-Website wurde ihm klar, dass es Menschen gibt, die keinen Sex wollen. Und sich trotzdem nach einem Partner sehnen.
So wie Anja, 25, eine von Mauricios Aven-Bekanntschaften, die inzwischen eine Lösung für sich und ihren Freund gefunden hat, der mit der Sexlosigkeit der Beziehung Schwierigkeiten hatte: Er, bisexuell orientiert, darf fremdgehen. Mit Männern.
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Aven war nicht die erste Asexuellen-Website. Bereits Ende der 90er Jahre tauchten im Internet Seiten auf, auf denen Menschen über ihre geringe Libido berichteten: Private Homepages oder Vereinsseiten von Gruppen wie den Leather Spinsters (Lederne Jungfern), die sich für ein »asexuelles Leben ohne Schuldgefühle und sozialen Druck« einsetzten. In den Niederlanden gründete die Theater- und Filmstudentin Geraldin van Vilsteren, die als Kabarettistin für Asexualität wirbt, das »Nonlibidoism«-Forum. Yahoo richtete das Diskussionsforum The Haven for the Human Amoeba (Die Zuflucht für die menschliche Amöbe) ein eine Anspielung: Bis dato landeten Surfer nur auf Websites mit Amöben und Pflanzen, wenn sie »asexuell« als Suchwort eingaben. Die Vermehrung von Einzellern das war der einzige Forschungsbereich, der das Wort »Asexualität« verwandte.
Die erste Studie über Asexualität beim Menschen wurde erst Anfang dieses Jahres publiziert. Anthony Bogaert, Psychologe und Sexualitätsforscher von der Brock-Universität im kanadischen St. Catherines, errechnete anhand einer 1994 in England durchgeführten allgemeinen Befragung zu sexuellen Gewohnheiten die ungefähre Verbreitung von Asexualität. Ergebnis: Mehr als ein Prozent der 18 000 Befragten hatten ausgesagt, dass sie sich »noch nie von irgendjemandem sexuell angezogen gefühlt haben«.
»Noch nie«, »nicht« oder »niemals«? Da nach der Aven-Definition jeder asexuell ist, der sich so fühlt, zählt auch dazu, wessen Libido sich nur temporär verabschiedet hat. Nach Alfred Kinsey ist Sexualität nichts Festgelegtes, nichts, was man sein ganzes Leben lang ist, egal, ob man sich nun gerade als hetero-, homo-, bi- oder asexuell definiert. Demnach kann man sich auch eine Zeit lang asexuell fühlen und dann plötzlich doch seine Lust entdecken. Wissenschaftliche Erklärungen, warum das so ist, gibt es kaum. Denn Asexualität wird bisher nicht als sexuelle Orientierung, sondern allein als Begleiterscheinung von körperlichen Leiden wie Diabetes und Durchblutungsstörungen, als Folge von Depressionen, Traumata und Stresserkrankungen gesehen und entsprechend therapiert.
»Asexualität war lange nur ein Stichwort in der Psychologie und der katholischen Religion«, sagt Elizabeth Abbott, Historikerin und Dekanin des Trinity College der Universität Toronto. Auf ihr Buch Die Geschichte des Zölibats hin gestanden ihr zahllose Menschen, ähnlich wie Priester keinen Sex zu haben, nur freiwillig. »Mir haben Ehemänner und Ehefrauen geschrieben, die sich einem so starken Druck durch die extrem sexualisierte
Gesellschaft ausgesetzt fühlten, dass sie sich lieber versteckt haben. Die meisten hatten niemanden, mit dem sie sprechen konnten.«
Das Desinteresse der Wissenschaft liegt an der mangelnden Brisanz des Themas. »Gesellschaftliche Beunruhigung erzeugen doch in erster Linie Probleme, die durch sexuelle Betätigung entstehen wie beispielsweise sexuell übertragbare Krankheiten und Teenagerschwangerschaften«, erklärt John DeLamater, Sexualitätsforscher an der amerikanischen Universität von Wisconsin in Madison. »Und dahin fließen natürlich dann auch die Forschungsgelder.«
Zudem ist Ursachenforschung schwierig. Es mangelt an einem einheitlichen Erklärungsmodell für die Entstehung von Lust, zwischen den Disziplinen wie innerhalb. Klar nachgewiesen wurde in Tierversuchen bisher allein, dass Begehren und sexuelle Erregung unabhängig sind vom Mechanismus des Paarungsaktes. Selbst Ratten mit betäubten Penissen versuchten weiterhin, Weibchen zu begatten. Lust und das Bedürfnis sich fortzupflanzen haben also, wie der Biologe Jean-Didier Vincent in seiner Biologie des Begehrens schreibt, nicht unmittelbar etwas miteinander zu tun. Beides befriedigt unterschiedliche Bedürfnisse, was auch der Wunsch vieler Asexueller nach Kindern unterstreicht.
Fest steht darüber hinaus, dass Lust etwas Unspezifisches ist. Das heißt: Die elektrochemischen Prozesse im Körper sind bei der Lust auf Essen, Trinken und Sex ähnlich. Der entsprechende Schlüsselreiz Hähnchenduft, die Farbe eines Bordeaux, eine nackte Frauenbrust steuert dann, wie diese zunächst unspezifische Lust befriedigt wird. Wie stark dieser Schlüsselreiz sein muss, hängt von der Situation ab, in der sich ein Mensch befindet und vor allem von seinen Gewohnheiten, Erfahrungen, Prägungen. Der eine wird schon vom bloßen Anblick eines blanken Dekolletés erregt, ein anderer muss es zumindest berühren. Den Dritten lässt selbst das kalt.
Warum? Auf diese Fragen haben bislang weniger Biologen als Gesellschaftswissenschaftler geantwortet. Doch bisher sind die meisten ihrer Thesen ziemlich spekulativ, begründen eine geringe Libido einerseits als Folge einer neuen sexuellen Offenheit, andererseits als Ausdruck des Überdrusses einer sexualisierten Gesellschaft. Sexualität habe einen Strukturwandel durchgemacht, schreibt der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch in seinem soeben erschienenen Buch Neosexualitäten. Sie sei heute nicht mehr »die große Metapher des Rausches, der Revolution, des Fortschritts und des Glücks«, sondern habe sich in »viele kleine Sphären, Bereiche, Orientierungen aufgespalten«, die gesellschaftlich akzeptiert und wirtschaftlich ausgeschlachtet würden. Dabei seien Freiräume entstanden, von denen man zu Hans Christian Andersens Zeiten noch nicht einmal hätte träumen können.
Gleichzeitig habe die sexuelle Revolution Ende der 60er Jahre so gründlich enttabuisiert und -mystifiziert, dass heute Beischlafszenen im Kino gezeigt und nackte, an prekären Stellen gepiercte Körper auf der Love Parade präsentiert werden könnten, ohne dass die Zuschauer daran denken würden, übereinander herzufallen.
David Jay und viele seiner Mitstreiter wollen nun auch die Enthaltung vom Tabu befreien, wollen sich die gleiche gesellschaftliche Anerkennung erkämpfen, die Homosexuelle mittlerweile genießen. Die Methoden, denen sich die Asexuellen-Befreier bedienen, gleichen denen der Schwulenbewegung in den 60er und 70er Jahren: Interviews, Pamphlete und stolz zur Schau getragene A-pride- und
A-sexy-Leibchen.
»Das, was früher Institutionen wie Kirchen, Parteien und Vereine an Identitätsstiftung geleistet haben, übernehmen immer mehr private Interessengruppen«, analysiert Sigusch. »Teil einer solchen Gruppe zu sein macht einen für andere Menschen interessant und bringt dadurch eine gewisse narzisstische Befriedigung.«
Asexualität normal zu finden machte dem Frankfurter Professor selbst Schwierigkeiten. »Als ich das erste Mal einen Mann in meiner Sprechstunde hatte, der keine Lust hatte, aber physisch und psychisch befundlos war, war ich erst einmal ratlos«, erzählt Sigusch. »Aber dann hab ich gedacht: Warum soll ich den therapieren? Der hat einfach eine geringe Libido. Psychotherapie läuft doch ohnehin am Ende nur darauf hinaus, einen Zustand akzeptieren zu lernen.«
Katis Freund akzeptierte, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte, verstand, warum sie sich verweigert habe, sagt sie. Getrennt hätten sie sich aus anderen Gründen: zu viele Projekte, auseinander fallende Ziele, Alltagsknatsch. Aber wenn sie noch einmal jemanden für eine Beziehung finden würde, dann würde sie auch gerne Kinder haben. Mit Hilfe künstlicher Befruchtung, sagt sie und hat sich deswegen schon bei einer Frauenärztin erkundigt. Aber die habe gesagt, Kati müsse erst »alle natürlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um schwanger zu werden«. Das sei nicht ganz richtig, sagt hingegen ein Hamburger Gynäkologe: »Generell kann sich jeder für eine In-vitro-Fertilisation entscheiden. Nur verweigert die Krankenkasse in bestimmten Fällen eben die Zahlung.«
Der 33-jährige Mediziner Mauricio aus Brasilien, der in Berlin in einem Forschungsprojekt arbeitet, traf durch Aven zum ersten Mal auf Menschen, die sich ebenso wenig für Sexualität interessieren wie er. »Ich bin froh, hier in Deutschland zu sein. In Brasilien ist es weitaus schwerer, zu sagen, man habe keine Lust. Da herrscht eher noch so das klassische Bild vor vom Mann, der immer bereit ist.«
Zwei feste Freundinnen habe er bis jetzt gehabt, mit ihnen zusammengewohnt und sogar gelegentlich mit ihnen geschlafen. »Aber das hat mir einfach nichts gegeben. Es war wie E-Mails verschicken oder Geschirrspülen also nichts, was mich mit Leidenschaft erfüllt.« Auch Mauricio hat eine Psychotherapie hinter sich. Er hat das Thema »mangelnde Lust« öfters angesprochen. Und war verzweifelt, dass auch die Therapie daran nichts änderte. »Ich dachte, ich sei einfach verkorkst.« Erst durch die Asexuellen-Website wurde ihm klar, dass es Menschen gibt, die keinen Sex wollen. Und sich trotzdem nach einem Partner sehnen.
So wie Anja, 25, eine von Mauricios Aven-Bekanntschaften, die inzwischen eine Lösung für sich und ihren Freund gefunden hat, der mit der Sexlosigkeit der Beziehung Schwierigkeiten hatte: Er, bisexuell orientiert, darf fremdgehen. Mit Männern.
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