25.01.2009, 21:16
[SIZE="1"]Fortsetzung der Stellungsnahme von Dona Carmen[/SIZE]
Sind Freier für Zwangsprostitution verantwortlich?
Das Verantwortlich-Machen der Freier für relativ marginale Fälle der Ausnutzung von Zwang, Gewalt oder Uninformiertheit von Migrantinnen im Prozess ihrer Migration, ist dasselbe, als würde man sämtliche Fleisch verzehrende Menschen für die Skandale der Massentierhaltung oder etwa die Rinderseuche BSE verantwortlich machen. Die von den bundesdeutschen Parteien und Kirchen ins Auge gefasste Kriminalisierung der Freier würde - übertragen auf den Lebensmittelmarkt - nichts anderes bedeuten, als die Aufforderung an den Staat, eine vegetarische Gesellschaft zu verordnen, nur weil mit der Neigung zum Fleischkonsum die Gefahren der Massentierhaltung einhergingen. Was hier als offenkundig absurd erscheint, ist es hinsichtlich des Marktes für sexuelle Dienstleistungen ebenso.
Wie kann man darüber hinaus Prostitutionskunden für eine relative Uninformiertheit von Prostitutionsmigrantinnen, für arbeits- oder strafrechtliche Verstöße auf der Angebotsseite verantwortlich machen, wenn die Prostitutionskunden letztlich gar nicht imstande sind, sämtliche Strukturen zu überblicken, die mit dem Migrationsprozess ausländischer Prostituierter in Zusammenhang stehen? Wie sollen Prostitutionskunden sämtliche rechtlichen Finessen kennen, mit deren Hilfe Migrationskontrolle heutzutage verfeinert und Migrantinnen samt Unterstützer/innen per Rechtskonstruktion zu kriminellen Outlaws gestempelt werden? Wenn der einzelne Freier dies genauso wenig aufklären kann wie der Aldikunde die Tatsache, ob die Produktion seines in Korea hergestellten PCs unter Einhaltung sämtlicher europäischer Umweltstandards erfolgt ist, so kann er dafür schlechterdings auch nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Doch scheinen im Falle der Prostitution - wie so oft - mal wieder andere Maßstäbe zu gelten.
Konstruktion einer Verantwortlichkeit von Freiern
Unmittelbares Ziel gegenwärtiger Anti-Freier-Kampagnen ist es, Prostitutionskunden ihre neue Verantwortung gegenüber Zwangsprostitution klar zu machen. Und da die Freier noch gar nicht wissen, wofür sie fortan eigentlich verantwortlich sein sollen, bedarf es ihrer Sensibilisierung.
Diese gesellschaftliche Konstruktion einer neuen Verantwortlichkeit von Prostitutionskunden wird - solange es noch keinen politischen Konsens über eine strafrechtliche Verantwortung gibt - als moralische Schuldzuweisung öffentlich inszeniert und als allzeit abrufbarer, stigmatisierender Reflex eingeübt: Freier müssen Hinweise kennen lernen, die auf Zwangsprostitution schließen lassen. Das Nichtwissen der Freier schützt nicht vor Verantwortung und Schuld, heißt es exemplarisch im Antrag "Kampf gegen Zwangsprostitution" der Münchner SPD-Stadtratsfraktion vom 26.4.2005.
Die gesellschaftliche Konstruktion von Verantwortung und Schuld der Freier erfolgt unter dem Motto "Der Kunde schafft erst den Markt" bzw. "Ohne Freier keine Zwangsprostitution". Diese Prämissen sind nicht nur sachlich falsch, sondern in ihrer politischen Stoßrichtung abolitionistisch. Das heißt, sie zielen auf die von den christlichen Kirchen angestrebte Abschaffung der Prostitution.
Sind Freier für Zwangsprostitution verantwortlich?
Das Verantwortlich-Machen der Freier für relativ marginale Fälle der Ausnutzung von Zwang, Gewalt oder Uninformiertheit von Migrantinnen im Prozess ihrer Migration, ist dasselbe, als würde man sämtliche Fleisch verzehrende Menschen für die Skandale der Massentierhaltung oder etwa die Rinderseuche BSE verantwortlich machen. Die von den bundesdeutschen Parteien und Kirchen ins Auge gefasste Kriminalisierung der Freier würde - übertragen auf den Lebensmittelmarkt - nichts anderes bedeuten, als die Aufforderung an den Staat, eine vegetarische Gesellschaft zu verordnen, nur weil mit der Neigung zum Fleischkonsum die Gefahren der Massentierhaltung einhergingen. Was hier als offenkundig absurd erscheint, ist es hinsichtlich des Marktes für sexuelle Dienstleistungen ebenso.
Wie kann man darüber hinaus Prostitutionskunden für eine relative Uninformiertheit von Prostitutionsmigrantinnen, für arbeits- oder strafrechtliche Verstöße auf der Angebotsseite verantwortlich machen, wenn die Prostitutionskunden letztlich gar nicht imstande sind, sämtliche Strukturen zu überblicken, die mit dem Migrationsprozess ausländischer Prostituierter in Zusammenhang stehen? Wie sollen Prostitutionskunden sämtliche rechtlichen Finessen kennen, mit deren Hilfe Migrationskontrolle heutzutage verfeinert und Migrantinnen samt Unterstützer/innen per Rechtskonstruktion zu kriminellen Outlaws gestempelt werden? Wenn der einzelne Freier dies genauso wenig aufklären kann wie der Aldikunde die Tatsache, ob die Produktion seines in Korea hergestellten PCs unter Einhaltung sämtlicher europäischer Umweltstandards erfolgt ist, so kann er dafür schlechterdings auch nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Doch scheinen im Falle der Prostitution - wie so oft - mal wieder andere Maßstäbe zu gelten.
Konstruktion einer Verantwortlichkeit von Freiern
Unmittelbares Ziel gegenwärtiger Anti-Freier-Kampagnen ist es, Prostitutionskunden ihre neue Verantwortung gegenüber Zwangsprostitution klar zu machen. Und da die Freier noch gar nicht wissen, wofür sie fortan eigentlich verantwortlich sein sollen, bedarf es ihrer Sensibilisierung.
Diese gesellschaftliche Konstruktion einer neuen Verantwortlichkeit von Prostitutionskunden wird - solange es noch keinen politischen Konsens über eine strafrechtliche Verantwortung gibt - als moralische Schuldzuweisung öffentlich inszeniert und als allzeit abrufbarer, stigmatisierender Reflex eingeübt: Freier müssen Hinweise kennen lernen, die auf Zwangsprostitution schließen lassen. Das Nichtwissen der Freier schützt nicht vor Verantwortung und Schuld, heißt es exemplarisch im Antrag "Kampf gegen Zwangsprostitution" der Münchner SPD-Stadtratsfraktion vom 26.4.2005.
Die gesellschaftliche Konstruktion von Verantwortung und Schuld der Freier erfolgt unter dem Motto "Der Kunde schafft erst den Markt" bzw. "Ohne Freier keine Zwangsprostitution". Diese Prämissen sind nicht nur sachlich falsch, sondern in ihrer politischen Stoßrichtung abolitionistisch. Das heißt, sie zielen auf die von den christlichen Kirchen angestrebte Abschaffung der Prostitution.