Märchenstunde:)
Es war einmal ein junges Mädchen. Das war so ungewöhnlich,
das es noch ungewöhnlicher werden wollte als alle anderen
Mädchen. Und so bekam es von seiner Mutter ein Käppchen
geschenkt, das war so rot wie Blut. Das Mädchen freute sich
sehr über das Geschenk und zog es immer, wenn es nach draußen
ging, über ihr hübsches blondes Haar. Denn es war ein
ungewöhnliches Mädchen. Und von da an hieß es Rotkäppchen.


Rotkäppchen hatte eine Großmutter, die im Wald wohnte.
Eines Tages wurde die Großmutter krank. Da sagte die Mutter
zu Rotkäppchen, "Rotkäppchen, die Oma ist krank. Hier, bring
ihr diesen Korb mit Kuchen und Wein. Aber sei vorsichtig auf
dem Weg durch den dunklen Wald! Laß dich nicht von fremden
Männern ansprechen! Und komm' ja nicht vom Wege ab!".
"Keine Angst, Mutter", antwortete das Rotkäppchen und dachte
vergnügt an die Trophäen in ihrem Zimmer und an den Inhalt
ihrer Handtasche, "mir passiert schon nicht's.".


Mit diesen Worten machte sie sich, lustig den Korb in der Luft
schwenkend, auf den Weg.
Immer tiefer drang Rotkäppchen in den Wald ein. Vögel zwitscherten,
Insekten summten um sie herum, Blumen dufteten, ein angenehm kühler
Lufthauch legte sich auf ihre heißen Wangen. Sie war sehr aufgeregt.
Vielleicht würde es heute klappen. Elf hatte sie schon zusammen.
Sie war sehr stolz auf diese Zahl, aber in ihrer Klasse hatten viele
Mädchen schon elf. Und weil sie eben ein ungewöhnliches Mädchen war,
wollte sie als erste das Dutzend voll machen. Oh wie die anderen
sie beneiden würden. Aber Geduld, vielleicht würde erst auf dem
Rückweg... "Oh, was ist das?", dachte Rotkäppchen. Vor ihr im
schmutzigen Waldboden lag ein Zettel. Sie hob ihn auf und säuberte
ihn ein wenig. Er sah aus wie ein alter Brief. Die Schrift war kaum
zu entziffern, trotzdem versuchte sie es.
In dem Brief stand:





Radebeul, 03.01.2006

Geliebte Antje!

Ich wäre so gern der Sonnenstrahl, der dich sanft am morgen
an der Nase kitzelt und weckt. Ich wäre so gern das Gras
unter deinen Füßen wenn Du barfuß über eine Wiese gehst.
Ich wäre so gern der Gesang einer Nachtigall der an dein
Ohr dringt. Ich wäre so gern der Wind der im Sommer
deine zarten Wangen kühlt. Ich wäre so gern das Wasser
das beim Baden deinen schlanken Körper umspült.
Ich würde Dir gerne so viel schönes und herrliches zeigen
und geben.
Aber alles was ich Dir schenken kann, bin ich.

Ich liebe Dich,

Peter



"Was mag das alles wohl bedeuten?", dachte Rotkäppchen.
"Und was ist denn das da: L-i-e-b-e ?", buchstabierte sie mühsam.
"Ist ja auch egal, ich muß weiter!", sagte sie sich, knüllte den
Brief zusammen und schmiß ihn in einen Ameisenhaufen, wo sofort
tausende von Ameisen damit begannen ihn und die zerquetschten
Leichen ihrer Artgenossen aus ihrer Wohnung zu schaffen.


Sie ging, das neueste Lied von den Sugababes pfeifend, weiter.
Die Minuten verstrichen. Plötzlich hörte sie es im Gebüsch neben sich
rascheln. Sie blieb stehen und rief: "Wer ist da?". Eine pelzige
Gestalt zeigte sich hinter einem Busch. "Oh! Geil!
Endlich!", freute sich das Rotkäppchen und zückte die (sehr brutal
aussehende) abgesägte Schrotflinte aus ihrer doch recht großen Hand-
tasche und zielte auf den sehr "ängstlich aussehenden Wolf.
Das Tier (das Rotkäppchen) und das Opfer (der Wolf) starrten sich an.
Laut knackte es, als das Rotkäppchen den Hahn spannte. Der Wolf
wendete sich um und es begann eine verzweifelte Verfolgungsjagd. Über
Stock und Stein liefen die beiden. Der Wolf verfing sich in einer
Wurzel und strauchelte. Rotkäppchen dachte sich:" Hui, fein, den erledige
ich auf noch amüsantere Weise!". Sie zog ihr rasierklingenscharfes
Bowiemesser aus der Tasche, stürzte sich auf den armen Wolf und
rammte ihm das Messer bis zum Heft in den Hals. Blut spritzte aus der
Wunde. Rotkäppchen lachte:" Heissa, ist das ein Spaß!", denn sie ist
eben ein sehr ungewöhnliches Mädchen. Immer und immer wieder stach sie


zu. Fetzen und Klumpen von Fell, Fleisch und Eingeweiden flogen durch die Gegend.
Etwas später, nachdem Rotkäppchen sein "Vergnügen" beendet hatte,
schnitt sie den Überresten des Wolfes Schwanz und Eier ab, als
Trophäe. Hach, wie ihre Kameradinnen in der Schule sie beneiden
und bewundern würden. Sie hatte es als erste geschaffte ein volles
Dutzend zu erlegen. Keinem Mädchen vorher war es jemals gelungen.
Ihre kleine schmächtige Brust schwoll vor lauter Stolz an.


Aber während sie mit dem Metzeln des Wolfes beschäftigt war, hatte
sie nicht bemerkt, das sie vom Wege abgekommen war, und so hatte
sie auch nicht den großen Grizzly bemerkt, der ihr und dem Wolf
gefolgt war.
Sie drehte sich um und wollte zu ihrer Handtasche mit der Schrot-
Flinte greifen, aber noch ehe sie einen Finger rühren konnte traf
sie ein gewaltiger Tatzenhieb.


"Und die Moral von der Geschicht?", brummte der Bär, "Mädchen weich'
vom Wege nicht!"
Wenn Mod kommt - flach auf den Boden legen und um Hilfe rufen. Wenn keine Hilfe kommt: Viel Glück!Big Grin
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Märchenstunde:) - von sweetgirl - 23.08.2008, 10:03
Märchenstunde:) - von sweetgirl - 23.08.2008, 10:04
Märchenstunde:) - von sweetgirl - 23.08.2008, 10:05
Märchenstunde:) - von sweetgirl - 23.08.2008, 10:05
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Märchenstunde:) - von Stuart - 23.08.2008, 10:07
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Märchenstunde:) - von summerboy - 23.08.2008, 14:49
Märchenstunde:) - von NickR - 20.06.2009, 22:03