Selector schrieb:Der Urologe hat einen Abstrich gemacht, diesen sofort unters Mikroskop gelegt, Gonkokken gesehen und mir sofort ne Spritze in den Arsch verpasst
Das ist reines Glücksspiel, wenn auch damals mit guten Gewinnchancen.
1. Die Spritze war warscheinlich Penicillin oder Spectinomycin. Das bringt heute nichts mehr: die aktuellen Antibiotika (als Tabletten) wirken sicherer und haben weniger Nebenwirkungen. Und viele Tripper sind heute gegen beides resistent. Heutzutage gibt keinen Grund mehr für eine Spritze (außer das Labor bescheinigt eine besondere Resistenzlage).
2. Mal eben durchs Mikroskop gucken reicht nicht. Eine sichere Diagnose kann nur im Labor erfolgen.
Was der Arzt machen kann: er kann es ein bisschen mit Methylenblau einfärben und gucken. Manchmal sieht man dann eingedellte kleine Kügelchen, die paarweise zusammenkleben. Die nennt man Diplokokken. Das könnte dann der Tripper sein. Oder aber auch andere Diplokokken...
Wahrscheinlich ist das dann Tripper, aber das hätte man genausogut auch so raten können, denn eine Harnweginfektion / Ausfluss nach GV ist oft Tripper. Genausooft aber auch Chlamydien, oder was ganz anderes, gibt ja genug anderes Zeug. Und Chlamydien erkennt man nicht im Mikroskop. Genausowenig wie z.B. Mykoplasmen, die sind dafür zu klein.
Daher sind viele solche geratenen Tripper-Diagnosen gar Tripper, sondern Chlamydien, oft sogar beides, meist noch mit irgendwelchen anderern Bakterien (meisst Kokken).
Macht aber manchmal nichts, die gegen Tripper wirksamen Antibiotika wirken oft auch gegen Chlamydien oder andere Harnwegsinfektionen.
Selector schrieb:Hä? Spekulativ? Labor? Tabletten? Trauen sich die Ärzte heute nix mehr?
Früher wusste man es nicht besser, eine vernünftige Chlamydiendiagnose war damals noch nicht möglich, und die Resistenzlage war damals nicht so schlimm wie heute.
Gerade wegen der Resistenzen braucht man das Labor. Das braucht aber 2 bis 10 Tage, und bis dahin sollte schon spekulativ was verschreiben werden. Das verlangt natürlich Erfahrung vom Arzt. Aber spätestens das zweite Medikament sollte dann mit hilfe des Laborberichts sitzen. Und zwar gegen alles, was sich dann noch in der Harnröhre tummelt.