(21.03.2020, 14:03)Neptun schrieb: Ein Impfstoff auf regulärem Wege wird Anfang 2021 erwartet, bis dahin gibt es nur drei Möglichkeiten:
1.) Das Virus breitet sich unkontrolliert aus. [...] Wären also 2,5-5,00 Mio Tote, darunter auch viele Leistungsträger in Politik und Wirtschaft plus die bis dahin grassierende Angst in der Bevölkerung, die ebenfalls durch Kaufzurückhaltung die Wirtschaft schädigt.
2.) Das Virus wird durch radikale Eindämmung an der unkontrollierten Verbreitung gehindert. Dann erleben wir im optimalen Fall eine Verbreitung in Wellen, wobei jede Welle durch das Gesundheitssystem abgefangen werden kann. Die Letalität liegt dann bei 0,5-1%, wären bei angenommenen 10 Mio Infizierten bis zur Impfung etwa 50.000-100.000 Verluste, von denen mehr als 50% durch Vorerkrankungen wahrscheinlich früher oder später sowieso gestorben wären. Angesichts von rund 700.000-800.000 Tote pro Jahr in Deutschland keine dramatische Zahl, Einzelschicksale wird es immer geben.
3.) Das Verfahren zur Erlangung des Impfstoffs wird beschleunigt, z.B. indem die Nebenwirkungen etwas kürzer getestet werden.
Für die Wirtschaft wäre 3 am optimalsten, gefolgt von 1 und am Ende 2.
zu 1.): Leistungsträger in der Politik lasse ich mal unkommentiert. Leistungsträger in der Gesellschaft: Die Friedhöfe sind voll von Personen, die sich zu Lebzeiten für unentbehrlich hielten. Wieso Kaufzurückhaltung? Es wird die Leute bis zur Herdenimmunität entweder betreffen oder nicht. Ändern können sie nichts außer sie verlassen das Haus nicht mehr bis das Virus überwunden ist. Aber: Die meisten von uns müssen arbeiten um das Geld für ihren Unterhalt zu verdienen.
Keine Maßnahmen = exponentielle Ausbreitung, bisher hatten wir Exponent 3 alle 3-5 Tage. Damit wären wir bereits Mitte April bei ca. 4,3 Mio Infizierten, mit radikaler täglicher Zunahme. Wohlgemerkt konservativ gerechnet mit dem jeweils nächsten Exponentialschritt nur alle 5 Tage.
zu 2.) Selbst die Regierung geht von 60-70 Mio Infizierten aus. Um nur auf 10 Mio zu kommen brauchen wir deutlich härtere Maßnahmen. Die 100.000 werden wir in den nächsten Tagen erreichen sollte sich die Anstiegskurve nicht deutlich abflachen, von da an geht es in Schritten von über 10.000 pro Tag weiter wenn die Maßnahmen sich als zu gering erweisen.
Die meisten von uns müssen weiterhin arbeiten, essen, trinken und den Kram auch wieder los werden. Heißt: Wir müssen einkaufen. Wer keinen reinen Bürojob hat der auch aus dem Home Office zu erledigen ist muss raus aus seinen 4 Wänden, 5 Tage die Woche. Wenn er Pech hat per ÖPNV.
Um die Ausbreitung wirklich kontrolliert einzuschränken müssten wir unser Leben radikal umstellen. Keine Arztbesuche mehr für den Allgemeinmediziner, im Gegenteil, die müssen zu uns kommen oder Telemedizin anwenden. Kein Einkaufen im Supermarkt mehr, statt dessen Lieferung, das würde wenigstens auch das Thema Hamsterkäufe erledigen. Kein ÖPNV mehr. Alle vermeidbaren Fremdkontakte so gut wie komplett eliminieren. Komplette Umstellung auf Versandhandel, usw. Allein das würde hunderttausende wenn nicht Millionen Jobs im Handel kosten.
zu 3.) Was machen wir dann eigentlich mit den Antivaxern/Impfgegnern? Zwangsimpfen oder zwangsinfizieren? Ein nicht vollständig getesteter Impfstoff wird von denen erst Recht abgelehnt.
Vor allem: Was wollen wir in der Zwischenzeit machen bis der Impfstoff da ist? 1 oder 2?
Ökonomisch am sinnvollsten wäre definitiv 1, gefolgt von 3. Option 2 wird für uns nicht abschätzbare wirtschaftliche Folgen haben. Jeder Geldgeier würde sofort ohne mit der Wimper zu zucken Tor 1 wählen, selbst wenn er zur Risikogruppe gehört.
Persönlich bin ich zwiegespalten, einerseits haben wir Familie und Freunde im Risikoalter und haben sogar selbst Risikofaktoren, andererseits haben wir deutlich jüngere Verwandtschaft die entweder schon mitten im Arbeitsleben steht oder kurz davor ist. Auch die wollen eine Zukunft. Im Vergleich zu uns 2 hier daheim ist die nachfolgende Generation klar in der Mehrheit. Uns ist auch klar wer die Zeche bezahlen wird: Wir und unsere nachfolgenden Generationen. Jedenfalls nicht unsere Politiker.
Klar ist: Wenn wir die 1 wählen ist es in einer berechenbaren Zeit ausgestanden allerdings verbunden mit einer immensen Zahl an Opfern. Wählen wir 2 wird es sich extrem lange hin ziehen mit unabsehbaren wirtschaftlichen und individuellen Folgen. Wählen wir die 3 gibt es keine Garantie, dass es in berechenbarer Zeit auch wirklich einen Impfstoff gibt.
Und: Mutiert der Virus zwischenzeitlich geht das Drama von vorne los.
Würde ich vor die Wahl gestellt bräuchte ich erst mal mindestens eine Woche zum intensiven nachdenken. Der Natur ihren Lauf lassen oder in eine ungewisse und leidvolle Zukunft gehen? Sterben müssen wir schließlich alle mal. Einfluss auf den Zeitpunkt haben nur indirekt. Ein Depp mit Smartphone am Steuer oder ein übermüdeter LKW-Fahrer reicht. Selbst ein nachlässiger Handwerker reicht schon. Oder der nächste Virus.
Das mit der Wahl ist unterm Strich vielleicht sogar eine Option: Das Volk über den weiteren Weg entscheiden lassen, direkte Demokratie statt Stellvertreter. 2 Varianten zur Wahl stellen unter klarer Nennung der Konsequenzen jeder Variante. Die einfache Mehrheit entscheidet was die Stellvertreter umsetzen sollen. Ohne wenn und aber, A oder B. So wäre wenigstens eine Ungewissheit weg, die, wohin uns der Weg führt. Aktuell ist das Fiktion, unsere nahe Zukunft komplett ungewiss. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich unsere Vertreter dazu durchringen halte ich für minimal. Schließlich könnten wir auf den Geschmack kommen und Berufspolitiker in der derzeitigen Form überflüssig werden.