Thüringer Allgemeine schrieb:Erfurter Rotlichtszene stehen unruhige Zeiten bevor
Das Rotlichtmilieu fällt in Thüringen kaum auf, Straßenprostitution ist landesweit verboten. Die Wohnungen, in denen viele der Prostituierten arbeiten, sind zumeist unscheinbar. Die Lebensbedingungen, unter denen Frauen dort anschaffen, menschenunwürdig. Nach außen herrscht Ruhe in der Szene. Das könnte bald vorbei sein.
Sie lächelt und ist guter Laune. "Sag Laura zu mir, das ist mein Arbeitsname."
Die 37-Jährige lebt als Prostituierte in Thüringen. An Erfurt erinnert sich die ungarische Lehrerin nur mit Unbehagen. Sie spricht von einem Appartement - die Behörden reden von Wohnungsprostitution.
Davon ist die Landeshauptstadt inzwischen durchsetzt. Eingeweihte schätzen, dass es in Erfurt bis zu 40 dieser Wohnungen gibt, in denen Frauen Männer gegen Geld empfangen. Das Geschäft lohnt sich für Vermieter und Zuhälter. Von fünf- bis sechstausend Euro steuerfrei pro Monat ist die Rede. Die Lage Frauen aber ist zum Teil erschreckend.
Nein-Sagen bei Sonderwünschen ist kaum drin
Laura arbeitete allein in einer solchen Wohnung unweit des Stadtzentrums. "Ohne Schutz, ohne Bodyguard", erzählt sie. Der Vermieter habe zwar Kameras installiert, aber nur um zu zählen, wie viele Kunden sie am Tag abfertigte und wie lange diese geblieben waren.
Die Hälfte ihrer Einnahmen musste Laura an den Vermieter abgeben. Nein-Sagen bei Sonderwünschen? Die Frau lacht. Wenn der Mann wieder gegangen wäre, hätte das Geld gefehlt.
Die Wohnung, in der sie angeschafft hatte, lag nicht weit vom Bahnhof, eigentlich ein Unding. Denn für Erfurt gilt eine "Verordnung zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes", kurz Sperrbezirksverordnung. Darin ist vorgeschrieben, in welchen Gegenden Wohnungsprostitution und Bordelle oder Laufhäuser verboten sind. Und das Appartement, in dem sich Laura als Prostituierte verdingt hatte, liegt innerhalb dieses Sperrbezirkes. Demnach war ihr Tun dort illegal.
Vermieter überwacht per Video
Eine Kontrolle durch die Behörden erlebte die Ungarin allerdings nie. Und sie ist nicht die einzige Frau aus dem Erfurter Rotlichtmilieu, die diese Erfahrung gemacht hat.
1000 Euro Vorschuss für zwei Wochen bezahlte auch Silva, eine 28-Jährige aus dem Ruhrgebiet, dafür, dass sie in eine Prostituierten-Wohnung einziehen konnte. Ihr durchgelegenes Bett war zugleich ihr Arbeitsplatz, die Möbel heruntergekommen. Sie musste sich die Kochnische und das Bad mit einer Kollegin teilen. Das Angebot habe zuerst verlockend geklungen, erzählt sie. Doch nach dem Einzug war sie schnell in der Realität angekommen.
Bei Preisen "von 30 Euro aufwärts" für ihre Dienstleistungen sei es hart gewesen, den investierten Vorschuss wieder zu erwirtschaften. Auch für Silva galt die Regelung: Der Vermieter kassiert die Hälfte ihrer Einnahmen und kontrolliert sie per Video. Damit das illegal genutzte Appartement überhaupt jemand fand, musste sie intensiv auf eigene Kosten werben, beispielsweise auf den einschlägigen Internetseiten.
Der Stadt fehlt für Kontrollen das Personal
"Ich hielt es nur 14 Tage aus", erzählt die junge Frau. "Schlimm waren vor allem die Wochenenden." Es gab kaum eine Chance, sich der betrunkenen, von Drogen zugedröhnten Freier zu erwehren: "Viele der Männer wollten keine Kondome benutzen. Ärztliche Kontrolle fehlte", ist sie noch immer angewidert.
Die Stadtverwaltung von Erfurt räumt unumwunden ein, dass für intensive Kontrollen Personal fehlt. Die Mitarbeiter der zuständigen Ämter waren dieses Jahr bis Ende September zu 102 Kontrollen aufgebrochen, im gesamten Vorjahr waren es 211. Ihre Ausbeute ist bescheiden: In diesem Jahr wurde nur ein Fall von illegaler Prostitution aufgedeckt, im Vorjahr waren es acht.
Gibt es etwa keine Probleme oder tappen die Kontrolleure im Dunkeln? "Beschwerden oder anderweitige Informationen zur Situation der Frauen, die der Wohnungsprostitution nachgehen, liegen den Ordnungsbehörden nicht vor", heißt es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Thüringer Allgemeine. Auch sei keine Zahl bekannt, wie viele Frauen oder Männer in Erfurt überhaupt der Prostitution nachgehen. Allein ein Blick ins Internet offenbart aber bereits zahlreiche Angebote. Fast alle liegen auch im Sperrbezirk.
Neue Rockerclubs drängen ins Rotlichtmilieu
In einem Fall, erzählt ein Kenner der Szene, habe er versucht, mit der Stadtverwaltung, und sogar mit dem Oberbürgermeister ins Gespräch über die Situation im Erfurter Rotlichtmilieu zu kommen.
Hintergrund sind Entwicklungen im hiesigen Rockermilieu. Bei den beiden Erfurter Bandidos-Prozessen wurde bekannt, dass Rocker in Weimar und Erfurt Appartements betrieben haben sollen. In der Landeshauptstadt war das bisher aber eher die Ausnahme, meint der Insider, der nicht genannt werden möchte. Es gab für die Wohnungsprostitution keine feste Zuhälterstruktur. Das aber könnte sich ändern, befürchtet er. Weil sich das Machtgefüge der Motorradrocker seit den Prozessen im Freistaat verschoben habe, würden neue Rockerclubs nun ins Rotlichtmilieu drängen.
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Nach diesem Artikel würde ich allen Freiern raten in der nächsten Woche etwas aufzupassen. Wie ich unsere werten Ordnungshüter kenne, werden diese in den nächsten Wochen etwas frei drehen.
Das mit der Wandelung der Machtverhältnisse hat hier in Erfurt schon begonnen, ich möchte aber nichts dazu schreiben. Ist aber ein Grund warum ich mich zur Zeit etwas zurückhalte. Wer genauer hinschaut und nicht Fick-gesteuert durch die Szene wandelt wird es auch bemerkt haben.
Allerdings würde ich gerne wissen wo es eine kurze Nummer für 30 € gibt. Normalerweise sind die Preise 50/60/100 (20/30/60). Oder meint sie nur FM final?
